Die Geiselnehmer verlangten zunächst die Freilassung von 232 Palästinensern aus israelischen Gefängnissen sowie die Freilassung der deutschen RAF-Terroristen Andreas Baader und Ulrike Meinhof sowie des japanischen Terroristen Kōzō Okamoto. Die israelische Regierung unter Golda Meir lehnte Zugeständnisse ab. Versuche deutscher Politiker, sich als Austauschgeiseln anzubieten, wiesen die Palästinenser zurück. Bei einem schlecht geplanten und katastrophal gescheiterten Befreiungsversuch durch deutsche Behörden auf dem nahen Militärflugplatz Fürstenfeldbruck starben am Abend desselben Tages alle verbleibenden neun Geiseln, ein deutscher Polizist und fünf der Terroristen. Insgesamt kamen in München und Fürstenfeldbruck 17 Menschen ums Leben.
Unterstützt wurden die palästinensischen Terroristen nach Akten des Bundesamtes für Verfassungsschutz (BfV) im Vorfeld von Helfern aus der deutschen Neonazi-Szene.
Bei nachfolgenden israelischen Vergeltungsaktionen in den Jahren nach 1972 wurden wiederum einige weitere direkt und indirekt an dem Anschlag Beteiligte sowie mehrere Unschuldige getötet. Das Scheitern der Befreiungsaktion mangels entsprechend ausgebildeter Sicherheitskräfte führte zur Gründung der deutschen Antiterroreinheit GSG 9.
1972 Terror in München und die Geburt der GSG-9
Sie drangen um etwa 4:35 Uhr in das Appartement der israelischen Olympiamannschaft in der Connollystraße 31 ein Die mit Sturmgewehren vom Typ AK-47 bewaffneten Geiselnehmer hatten keine Mühe, die israelischen Sportler zu überwältigen, da diese die Türen nicht abgeschlossen hatten. Generell wurden die Sicherheitsbedingungen während der Olympischen Spiele bewusst locker gehalten, um mit „heiteren Spielen“ die positive Veränderung zu demonstrieren, die sich in Deutschland seit den Olympischen Spielen 1936 vollzogen hatte. So wurden ca. 4000 abgeordnete Polizeibeamte aus unterschiedlichsten Bundesländern unbewaffnet und mit modischen Straßenanzügen bekleidet als zivil anmutende Sicherheitskräfte eingesetzt. Die Terroristen nahmen elf Geiseln: David Mark Berger (Gewichtheber), Zeev Friedman (Gewichtheber), Yossef Gutfreund (Ringer-Kampfrichter), Eliezer Halfin (Ringer), Josef Romano (Gewichtheber), André Spitzer (Fecht-Trainer), Amitzur Schapira (Leichtathletik-Trainer), Kehat Shorr (Schützen-Trainer), Mark Slavin (Ringer), Yakov Springer (Gewichtheber-Kampfrichter) und Mosche Weinberg (Ringer-Trainer). Einige israelische Sportler entkamen aus den Parterrefenstern, darunter auch der Chef de Mission, Shmuel Lalkin. Weinberg und Romano wurden gleich zu Beginn der Aktion verwundet. Weinberg wurde wenig später um 4.52 Uhr bei einem Fluchtversuch durch die Tür hindurch erschossen. Romano erlag etwa zwei Stunden nachdem er angeschossen wurde seinen Verletzungen, da kein Arzt zu ihm gelassen wurde.
Die Geiselnehmer sollen einige ihrer Geiseln misshandelt haben. Dies machten die Witwen von Josef Romano und André Spitzer im Dezember 2015 bekannt. Sie hatten volle Akteneinsicht durch die deutschen Behörden erst nach einem anonymen Hinweis im Jahr 1992 erhalten. Hans-Dietrich Genscher widersprach dieser Darstellung des Geschehens umgehend; auch die Obduktionsberichte ergeben keine Hinweise darauf.
Um 5:21 Uhr wurden Polizei, Organisationskomitee und Rettungsdienst alarmiert. Krankenwagen fuhren auf, und der vor dem Hauseingang von den Terroristen abgelegte, blutüberströmte Weinberg, für den jede Rettung zu spät kam, konnte geborgen werden. Zu dem zweiten Verletzten, Romano, ließen die Attentäter niemanden mehr hinein. Um 6:40 Uhr begaben sich der Bürgermeister des olympischen Dorfes, Walther Tröger, und OK-Präsident Willi Daume zum Haus Nr. 31, um mit den Eindringlingen zu verhandeln. Von da an galt als sicher, dass sie israelische Sportler als Geiseln festhielten. Das Gelände wurde von der Polizei abgeriegelt.
Die Terroristen verlangten bis 9 Uhr morgens die Freilassung und das freie Geleit von 232 Palästinensern, die in israelischen Gefängnissen ihre Haft verbüßten, sowie die Freilassung der deutschen Terroristen Andreas Baader und Ulrike Meinhof sowie des japanischen Terroristen Kōzō Okamoto. Der israelische Botschafter in Deutschland Eliashiv Ben-Horin erklärte, dass die Regierung von Golda Meir schwerlich von ihrem Grundsatz abweichen werde, keine Gefangenen freizugeben.[5] Nach Aussage von Meir lehnte Israel die Erpressung ab, um nicht für alle Zukunft das Leben seiner Staatsbürger im Ausland zu riskieren.
Um 8:50 Uhr stellten die Terroristen ein Ultimatum. Sie forderten die Freigabe von 200 in Israel gefangenen Palästinensern, freies Geleit für sich und die Geiseln in eine arabische Hauptstadt mit einem dafür zur Verfügung gestellten Flugzeug. Sie drohten, die Geiseln sofort zu erschießen, sollte die Polizei versuchen, das Haus zu stürmen. Das Ultimatum war auf 12 Uhr befristet.
Um 9:30 Uhr gab es Massenandrang im Pressezentrum, doch die bizarre Pressekonferenz galt den Erfolgen des Schwimmstars Mark Spitz. Spitz, selbst jüdischer Herkunft, forderte später Begleitschutz an und verließ München am selben Tag. Um 10:00 Uhr trat der Krisenstab mit Bundesinnenminister Hans-Dietrich Genscher, dem bayerischen Innenminister Bruno Merk, Polizeipräsident Manfred Schreiber, NOK-Präsident Willi Daume, IOC-Präsident Avery Brundage und Staatssekretär Erich Kiesl zusammen, in Tel Aviv und Bonn tagten die Kabinette.
Eine Viertelstunde vor Ablauf des Ultimatums wurde mit den Terroristen eine Verlängerung um drei Stunden, also bis 15 Uhr, ausgehandelt. Der Bürgermeister des Olympischen Dorfes Walther Tröger, Willi Daume, Manfred Schreiber, der Sicherheitschef der XX. Olympischen Spiele, der bayerische Innenminister Bruno Merk und auch der damalige Bundesinnenminister und Vizepräsident des Organisationskomitees Hans-Dietrich Genscher boten sich dabei den Terroristen vergeblich als Ersatzgeiseln an.
Um 15:25 Uhr wurde das Ultimatum auf 17 Uhr verschoben. Um 15:38 Uhr wurden die Olympischen Spiele unterbrochen. Die noch laufenden Wettbewerbe konnten zu Ende geführt werden. Wiederholt wechselten die Terroristen ihre Kleidung und zeigten sich auf dem Balkon. Ihre Zahl wurde auf fünf geschätzt. Um 17:00 Uhr drohten die Terroristen mit Geiselmord und Selbstmord, wenn ihre Forderungen nicht erfüllt werden sollten. Das Haus war unterdessen von Scharfschützen umstellt worden.
Als dieses Ultimatum ablief, verhandelte der Krisenstab erneut mit dem deutsch sprechenden Anführer der Terroristen, der sich „Issa“ nannte, sein Gesicht unter einer Maske verbarg und einen weißen Hut trug. Mit Hilfe eines Abgesandten der Arabischen Liga und des Missionschefs der ägyptischen Delegation gelang es, das Ultimatum um weitere fünf Stunden zu verlängern.
Die Terroristen hatten unterdessen aus Radio und Fernsehen vom Aufmarsch der Polizei erfahren, die eine Befreiungsaktion geplant hatte. Man hatte versäumt, den Terroristen den Strom abzustellen und die Presse aus dem Olympischen Dorf entfernen zu lassen. Die Befreiungsaktion musste deshalb ausgesetzt werden.
Danach verlangten die Terroristen bis 21 Uhr freies Geleit mit den Geiseln in einem Flugzeug nach Kairo sowie den sofortigen Abzug der Scharfschützen. Die deutschen Verhandlungspartner gaben vor, zuzustimmen. Minister Genscher wurde in den ersten Stock des Gebäudes gelassen, wo die neun Geiseln gefesselt in einem Zimmer saßen. Sie waren damit einverstanden, zusammen mit den Terroristen in die ägyptische Hauptstadt zu fliegen. Um 20:30 Uhr war man zu einer Vereinbarung gekommen. Die Terroristen sollten mit ihren neun Geiseln durch Hubschrauber ausgeflogen werden; die Scharfschützen wurden abgezogen.
Gescheiterte Geiselbefreiung
Um 22:06 Uhr bestiegen die Attentäter zusammen mit ihren gefesselten Gefangenen einen bereitstehenden Bus im Keller von Haus 31. Das Fahrzeug fuhr anschließend durch das Kellergeschoss und hielt kurz nach der Ausfahrt in der Nähe von zwei wartenden Helikoptern des Bundesgrenzschutzes. Von der Polizei unbehelligt brachten die Terroristen ihre Geiseln in die Hubschrauber und starteten um 22:18 Uhr, um die Geiseln zum nahe gelegenen Fliegerhorst Fürstenfeldbruck zu transportieren. Dort stand eine, mit laufenden Triebwerken aber fast leerem Tank, wartende Boeing 727 bereit, da die bayrischen Polizeibehörden planten, die Terroristen am Flughafen anzugreifen.Um 22:29 Uhr landeten die Hubschrauber bei Flutlicht in Fürstenfeldbruck. Bis zu diesem Zeitpunkt wurde immer nur von fünf anstatt der tatsächlichen acht Geiselnehmer ausgegangen, deswegen befanden sich auch nur fünf, als Scharfschützen benannte Polizisten auf dem Dach des Flughafengebäudes und des Rollfeldes. Diese Beamten waren jedoch nur einfache Streifenbeamte und nicht als Präzisionsschützen ausgebildet, zudem waren sie nur notdürftig mit ausgesuchten Sturmgewehren vom Typ Heckler & Koch G3 ausgestattet worden. Die Münchner Polizei hatte zwar damals schon Scharfschützengewehre des Typs Steyr SSG 69 in ihren Beständen, daran waren allerdings noch keine Präzisionsschützen ausgebildet. Es befand sich auch noch ein, als Besatzung getarntes, Freiwilligenkommando der Polizei im Flugzeug. Auch dieses Kommando bestand nur aus normalen Streifenpolizisten, die unzureichend mit ihren Standard-Dienst-Pistolen bewaffnet waren. Da diese Beamten aber keine Möglichkeit sahen, die schwer bewaffneten Geiselnehmer zu überwältigen, beendeten sie ihren Einsatz eigenmächtig und kurzfristig und flohen kurz vor dem Aufsetzen der Helikopter aus dem Flugzeug. Die Bereitstellung von gepanzerten Sonderwagen war auch völlig versäumt worden. Diese wurden erst während der folgenden zweistündigen Schießerei als Verstärkung gerufen. Sie trafen allerdings, wegen des starken Verkehrs und der vielen Schaulustigen, um eine Stunde verspätet ein, als die Kämpfe fast beendet waren.
Grabstätten von fünf der Opfer auf dem Friedhof von Kiryat Shaul in Tel Aviv/Israel
Zwei der Terroristen, die sich selbst „Issa“ und „Tony“ nannten, inspizierten kurz das Flugzeug und stellten fest, dass sich keine Besatzung an Bord befand. Um 22:35 Uhr wurden auf dem Kontrollturm die Scheinwerfer abgeschaltet, und der Flughafen lag nun im Dunkeln. Bald danach, um 22:38 Uhr, als die beiden Terroristen zu den Hubschraubern zurückeilten, erteilte Innenminister Bruno Merk dem Polizei-Einsatzleiter den Befehl, das Feuer zu eröffnen. Darauf eröffneten die Scharfschützen das Feuer. In diesem Moment schaltete die Polizei große Scheinwerfer ein und bestrahlte damit das Rollfeld. Die Terroristen ihrerseits beschossen die Scheinwerfer. Die Scharfschützen hatten keinen Funkkontakt zueinander und schossen ohne Zielabsprache. Zudem hatten sie weder Nachtsichtgeräte noch Helme. So wurde mit der ersten Salve nur ein Terrorist getroffen, nämlich der stellvertretende Kommandoführer, der mit „Issa“ zuvor das Flugzeug kontrolliert hatte. „Issa“ ließ den Verletzten liegen und gelangte zurück zu den übrigen Terroristen. Drei von ihnen begannen, verdeckt hinter den Hubschraubern und außerhalb des Sichtfelds der Scharfschützen, das Feuer zu erwidern.
Um 22:39 Uhr stellten die Schützen der Polizei ihre Gewehre auf Dauerfeuer um. Ihr Feuer wurde nach wie vor durch Feuerstöße aus den Sturmgewehren der Terroristen beantwortet. Der Kampf zog sich hin, bis die aus München angeforderten Panzerfahrzeuge der Polizei eintrafen.
Die beiden Hubschrauber sollten mit den Türen zum Kontrollturm landen, damit alle fünf Polizeischützen ein freies Schussfeld hatten. Aus unbekannten Gründen landeten beide Helikopter mit der Schnauze zum Kontrollturm, wodurch der fünfte Scharfschütze im Schussfeld von Schütze eins, zwei und drei lag. Er hatte deshalb bislang nicht in den Kampf eingegriffen. Außerdem lag er völlig ungedeckt ohne Helm und Schutzweste hinter einer knöchelhohen Mauer auf dem Rollfeld, die Hubschrauber und die Terroristen zwischen sich und seinen Kollegen. Um von diesen nicht irrtümlich beschossen zu werden, gab er während der Aktion keinen Schuss ab. Erst als ein flüchtender Terrorist versehentlich direkt auf ihn zulief, tötete er diesen durch einen Kopfschuss. Dadurch aber erregte er die Aufmerksamkeit der frisch eingetroffenen Polizeiverstärkung, welche die Positionen der eigenen Beamten nicht kannte. Für einen der Entführer gehalten, wurden er und ein neben ihm Schutz suchender Hubschrauberpilot unter „Freundbeschuss“ genommen und schwer verletzt.
Um 23:00 Uhr erschien am Haupteingang des Militärflugplatzes in Fürstenfeldbruck, der von tausenden von Schaulustigen belagert wurde, der im Pressezentrum des OK beschäftigte Ludwig Pollack. Er verkündete den Pressevertretern, die Geiseln seien freigelassen und vier der Terroristen seien getötet worden. Nach seiner Legitimation gefragt äußerte Pollack wahrheitswidrig, er sei der Beauftragte von Olympia-Pressechef Hans Klein. Als Informationsquelle nannte er später einen hohen Polizeibeamten, an dessen Namen er sich nicht erinnern könne. Um 23:31 Uhr verbreitete die Nachrichtenagentur Reuters eine weltweite Eilmeldung, wonach alle israelischen Geiseln befreit worden seien. Um 23:35 Uhr berichtete das Fernsehen, dass alle Geiseln entkommen und die meisten Terroristen tot seien. Um 23:50 Uhr meldete Polizeipräsident Schreiber in das Pressezentrum: „Wir sind noch im Einsatz. Das Flugfeld ist noch nicht geräumt. Das ganze Areal ist hermetisch abgeriegelt.“ Am 6. September 1972 um 0:05 Uhr sprach Conrad Ahlers, der Sprecher der Bundesregierung, von einer „glücklichen und gut verlaufenen Aktion“.
Zu dieser Zeit wurde auf dem Flugplatz noch immer geschossen. Erst um 0:00 Uhr trafen gepanzerte Fahrzeuge der Polizei auf dem Flugplatz Fürstenfeldbruck ein, um die Sicherheitskräfte vor Ort zu unterstützen. Durch den Anblick der Panzerfahrzeuge wurde einem der Terroristen die Ausweglosigkeit der Entführung offenbar bewusst. Er eröffnete um 0:10 Uhr das Feuer auf die wehrlosen Geiseln im ersten Hubschrauber und gab damit zwei anderen Terroristen die Gelegenheit, aus der Deckung aufzutauchen. Er sprang aus dem Hubschrauber und brachte mit einer Handgranate den Hubschrauber zur Explosion, wobei die Geiseln im Hubschrauber umkamen. Alle drei Terroristen starben durch die Schüsse der Scharfschützen. Die anderen fünf Geiseln im zweiten Hubschrauber wurden während des Kampfes ebenfalls getötet. Anders beschreibt es der Augenzeuge und damalige Mossad-Chef Zvi Zamir in einem Bericht: Eine Phosphorgranate sei unter dem Helikopter detoniert, wodurch alle Insassen des Flugzeugs verbrannt seien.
Die Aktion endete mit einem totalen Fiasko: Sämtliche Geiseln starben, der an der Schießerei unbeteiligte Münchener Polizeiobermeister Anton Fliegerbauer, der das Geschehen von einem Erdgeschossfenster des Kontrollturms beobachtet hatte, wurde um 0:10 Uhr durch eine verirrte Kugel tödlich am Kopf getroffen. Der Pilot (und Hauptmann im BGS) Gunnar Ebel, der als Verbandsführer einen der beiden Hubschrauber vom Typ Bell UH-1D flog, musste mit schweren Schussverletzungen ins Krankenhaus eingeliefert werden. Erst um 1:32 Uhr wurde das Schießen und die Suche nach flüchtigen Terroristen eingestellt. Drei Terroristen hatte man überwältigen können, fünf wurden tot gefunden, und alle neun Geiseln waren tot. Um 2:40 Uhr teilte Pressesprecher Klein im Pressezentrum der Weltöffentlichkeit die schreckliche Bilanz der missglückten Befreiungsaktion von Fürstenfeldbruck mit.
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